Abenteuer Antarktis
Am Ende der Welt
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1.738 Seemeilen (3.219 km) an Bord der MS Delphin LOGBUCH ANTARKTIS v. 21. Jan. bis 4. Feb. 2010 Nach    einem    22-stündigen    Flug    von    Europa    via    Buenos    Aires erleben    wir    den    Sonnenaufgang    über    den    südliche    Anden    und landen   müde,   aber   erwartungsvoll   morgens   in   der   südlichsten   Stadt der    Welt    Ushuaia    (54°48`    Süd;    68°19`West).    Die    geografische Breite entspricht der von Moskau auf der Nordhalbkugel. Nach   erfolgter   Zoll-   und   Passkontrolle   fahren   wir   zu   unserem   Schiff die   MS   Delphin,   die   für   die   nächsten   12   Tage   unser   zu   Hause   sein wird.   Nachmittags   gehen   wir   an   Bord   eines   Katamarans   und   fahren entlang    des    Beagle    Kanals    Richtung    chilenischer    Grenze.    Uns begleiten     die     ersten     antarktischen     Seevögel     wie     Kormorane, Sturmvögel,   Dampfschiffenten,   Kelpgänse   und   Skuas;   eine   Kolonie südlicher Seelöwen blinzelt träge ins Sonnenlicht. Zurück   an   Bord   unseres   Kreuzfahrtschiffes   erfolgt   die   obligatorische Seenotrettungsübung.    Damit    klingt    der    erste    Tag    ruhig    aus.   Am nächsten     Vormittag     machen     wir     einen     Rundflug     mit     einer einmotorigen     Piper     über     der     Bucht     von     Ushuaia     und     den umliegenden    schneebedeckten    Bergen.    Um    13,00    Uhr    heißt    es „Leinen   los“   und   wir   stechen   zu   dem   „Abenteuer   Antarktis   mit   Kap Hoorn“ in See. Unser   Leitsatz   für   die   kommenden   Tage      wird   lauten:   „Erhaltet   die Unberührtheit   der   Natur   der   Antarktis   und   verändert   sie   nicht“.   Der Abend   ist   ausgefüllt   mit   Informationen   und   Verhaltensmaßnahmen bei Landgängen gegenüber der antarktischen Tierwelt. Da   die   Antarktis   ein   hochempfindliches   Ökosystem   ist   dürfen   nur maximal    100    Personen    gleichzeig    festes    Land    betreten.    Zur Vermeidung   Bakterien   oder   Keime   auf   das   Festland   einzuschleppen (die   Antarktis   ist   auf   Grund   ihrer   Temperatur   -   max.   5°C   bis   8°C   - eine    keimfreie    Region),    werden    alle    Besucher    vor    Betreten    des Landes   und   der   Inseln   „desinfisziert“,   d.   h.   wir   müssen   über   eine Art Seuchenteppich   auf   die   Zodiacs   gehen   und   unsere   Kleidung   wird ebenfalls     vor     einer     Anlandung     entsprechend     gereinigt.     Eine umgekehrte   Prozedur   erfolgt   nach   der   Rückkehr   auf   das   Schiff.   Die Besucher   dürfen   nur   ausgezeichnete   Wege   benutzen,   es   dürfen keine   ASPA   (Antarctic   specially   protected   Areas)   betreten   werden, wir   haben   uns   den   Tieren   gegenüber   in   entsprechenden   Abständen zu halten. Pinguine   haben   immer   „Vorfahrt“,   sind   aber   sehr   neugierig,   nähern sich    uns    bis    auf    wenige    Zentimeter    und    knabbern    an    unserer Kleidung.     Robben     und     See-Elefanten     dösen     im     spärlichen Sonnenlicht,    dürfen    nicht    gestört    werden    und    es    empfiehlt    sich einen   größeren   Abstand   zu   wahren,   Seevögel   vor   allem   Skuas   mit einer    Flügelspannweite    von    ca.    160cm    können    recht    aggressiv werden    und    scheuen    sich    nicht,    auch    Menschen    anzugreifen. Kormorane   und   die   verschiedenen   Möwen   stehlen   gerne   Pinguin Eier,   Pinguine   untereinander   verteidigen   ihr   Nest   das   aus   kleinen Steinen   besteht,   stehlen   gerne   das   Nestbaumaterial   (Steine)   vom Nachbarn     für     den     Eigenbedarf;     andererseits     beaufsichtigen Nachbarvögel   die   Jungen   gegenseitig   im   „Kindergarten“.   Die   Tiere der   Antarktis   sind   Räuber,   die   Nahrung   ist   ausschließlich   tierisch   es gibt keine Pflanzen. Der   folgende Tag   ist   ausgefüllt   mit   Vogelbeobachtungen   auf   See.   Es begleiten      uns      zahlreiche      Seevögel      wie      Weißkinn-      und Kapsturmvögel    sowie    Wanderalbatrosse,    deren    Flügelspannweite von   etwa   3,5m   uns   kaum   auffällt.   Die   Drake   Passage   ist   Gott   sei Dank     nicht     so     stürmisch     wie     befürchtet     –     wir     haben     eine verhältnismäßig   ruhige   Überfahrt,   bevor   wir   den   ersten   Tafeleisberg sichten. Wir   nehmen   Kurs   auf   die   Süd   Shetland   Inseln.   Von   der   russischen Station   „Bellingshausen“   auf   King   George   Island   nehmen   wir   zwei deutsche   Wissenschaftler   an   Bord.   Am   Vormittag   durchfahren   wir die   Nelson   Straße   und   erreichen   die   polnische   Forschungsstation „Henryk   Arctowsky“.    Unsere    erste    Überfahrt    mit    den    Zodiacs    ist problemlos,    wir    können    an    Land    gehen    und    werden    dort    von Adeliepinguinen    begrüsst.    Es    ist    unsere    erste    Begegnung    mit Pinguinen.    Neugierig    betrachten    wir    einander.    Pinguine    haben immer   „Vorfahrt“!   Ein   paar   See-Elefanten   beim   Fellwechsel   liegen schläfrig   am   Strand   –   Abstand   halten   ist   die   Devise!   Die   Wege   sind begrenzt,   links   und   rechts   ist   ein   schütterer   Pflanzenwuchs   und   es wird   uns   klar,   dass   keine ASPA   (Antarctic   specially   protected Areas) betreten    werden    dürfen.    Flechten,    Moose    und    die    antarktische Perlwurz   reagieren   sehr   empfindlich,   sollte   man   darauf   treten.   Rote und   grüne   Schneealgen   leuchten   von   den   Eiswänden.   Bevor   wir wieder   an   Bord   müssen,   verabschieden   wir   uns   noch   von   einem Seebären. Wir     kreuzen     in     der     Bransfield     Straße     und     lassen     gewaltige Tafeleisberge,    welche    aus    dem   Antarctic    Sund    herausgebrochen sind,    an    uns    vorüberziehen.    Der    nächste    Landgang    ist    auf    Half Moon   Island   geplant,   wo   wir   auf   eine   große   Kolonie   Zügelpinguine stoßen,    sowie    Skuas,    Dominikanermöven    und    Kormorane.    Das Gebäude    an    der    Küste    ist    die    periodische    argentinische    Station „Teniente   Camara“.   Leider   begann   es   sehr   bald   zu   schneien   und   wir mussten   zurück   auf   unser   Schiff,   da   wir   kaum   die   Hand   vor   den Augen    erkennen    konnten.    Das    schlechte    Wetter    hielt    auch    am nächsten   Tag   an   und   wir   mußten   auf   eine   geplante   Anlandung   auf     Deception   Island   verzichten.   Einige   Passagiere   hatten   sich   schon gefreut,    in    den    sehr    warmen    Gewässern    des    eingebrochenen Kraters   des   Vulkans,   welcher   1970   das   letzte   Mal   ausgebrochen war, auf ca. 60° südlicher Breite zu baden. Auf   Grund   der   Windstärke   9   entschloß   sich   unser   Kapitän   Kurs   auf den    Palmer   Archipel    nach    Melchior    Island    zu    nehmen.    Vor    uns liegen   136   Seemeilen.   Glücklicherweise   besserte   sich   die   Witterung zusehends    und    die    nächsten    Tage    in    der    Antarktis    sollten    uns traumhaftes   Wetter   bescheren.      Auf      Melchior   Island   haben   wir   nur kurzen      Aufenthalt.      Wir      fahren      mit      unseren      Zodiacs      an phantastischen,    fast    märchenhaft    anmutenden    Eisbergen    vorbei. Teilweise   schillern   sie   in   einem   unwirklichen   blau.   Das   Eis   wirkt   fast durchsichtig.   Überwältigt   von   diesem   Erlebnis   kehren   wir   auf   unser Schiff zurück. Um   die   Mittagszeit   lichten   wir   wieder   die   Anker   und   nehmen   Kurs auf      Cuverville   Island.   Mehrere   Buckel-   und   ein   Zwergwale   tauchen neben   unserem   Schiff   auf   und   begleiten   uns   ein   Stück,   bevor   sie   in den   Weiten   des   Ozeans   verschwinden.   Wir   stoßen   auf   eine   Kolonie Eselpinguine   welche   nach   ihrer   Futtersuche      am   Strand   ihre   Flügel zum   Trocknen   und   Aufwärmen   ausbreiten,   bevor   sie   sich   entlang der   „Pinguinautobahn“      mit   Futter   im   Schlund   zu   ihren   Nistplätzen und zu ihren Küken begeben. Am   28.   Januar   meinte   es   der   Wettergott   wieder   einmal   gut   mit   uns. Die    Andvord    Bay    ist    eisfrei!    Die    Bucht    ist    nur    mit    leichtem Pfannkuchen   Eis   bzw.   lockerem   Treibeis   bedeckt,   sodass   die   MS Delphin    auf    ihrer    Fahrt    zur    ersten   Anlandung    auf   Antarktischem Festland   erstmalig   nach   Neko   Harbour   einlaufen   und   erstmal   den Antarktischen   Kontinent   betreten   konnte.   Vorbei   an   Eisschollen   mit Krabbenfresser    Robben    gehen    wir    an    Land    und    beobachten Eselpinguine   bei   der   Fütterung   ihrer   Küken.   Lautstark   streiten   sie dabei     um     den     Nistplatz     oder     stehlen     Nachbarpaaren     das Nistmaterial   aus   Steinen.   Dabei   mußten   sie   noch   aufpassen,   dass ihnen   nicht   räuberische      Skuas      unausgebrütete   Eier   stehlen.   Von den   naheliegenden   Eishängen   stürzt   eine   mächtige   Eislawine   wie ein Wasserfall in das Meer.  Mittags    verlassen    wir    Neko    Harbour    und    nehmen    Kurs    auf    die benachbarte    Paradise    Bucht.    Ein    im    wahrsten    Sinne    „paradiesi- scher“      Einschnitt   in   die Antarktische   Halbinsel!   Entlang   einer   bis   zu 40m   hohen   Gletscherfront,   welche   in   allen   Blautönen   schimmert gleiten   wir   in   die   Bucht   ein   und   betreten   heute   ein   zweites   Mal Antarktischen          Festlandboden.     Kormorane     und     Seeschwalben zeigen    uns    ihre    Flugkünste,    im    eisigen    Meer    spielen    übermütig Pinguine. Zu guter Letzt taucht noch ein Buckelwal auf. Der     folgende     Tag     bescherte     uns     die     landschaftlich     schöne Durchfahrt   durch   den   Neumeyer   Kanal   bevor   wir   vor   der   britischen Polarstation    „Port    Lockroy“    vor    Goudier    Island    Anker    werfen. Gegenüber   der   Station   liegt   Wiencke   Island   mit   einer   beachtlichen Kolonie     Eselpinguinen     und     Kormoranen.     Die     Station     selbst beherbergt    ein    kleines    Museum    mit    historischen    Geräten    der Polarforschung,   welches   wir   besichtigen.   Vor   der   Station   liegt   ein Walskelett     aus     der     Zeit     der     Walfänger.     In     einem     kleinen Souveniergeschäft   können   wir   britische   Briefmarken   der   Antarktis erstehen und einen Gruss nach Hause schicken. Um   6.30   Uhr   fahren   wir   in   den   Lemaire   Kanal   ein,   welcher   an   seiner engsten   Stelle   nur   500m   breit   ist;   die   Berge   im   Süden   des   Kanals erreichen   Höhen   von   über   1000m.   Nach   1,5   Stunden   erreichen   wir Peterman   Island   wo   wir   wieder   an   Land   gehen.   Eine   umfangreiche Kolonie   an Adelie-   und   Eselpinguinen   konnten   wir   bei   der   Fütterung ihrer    Küken    beobachten;    Blauaugenkormorane    waren    mit    dem Nestbau      beschäftigt.      Nachmittags      nahmen      wir      Kurs      zur Ukrainischen    Station    „Vernadsky“.    Die    Station    wurde    um    den symbolischen   Kaufpreis   von   1   Brit.   Pfund   (!)   von   den   Briten   gekauft. Die    Station    erlangte    durch    die    Entdeckung    des    Ozonloches    im Jahre   1985   Berühmtheit.   In   einem   kleinen   Museum   wird   diesem Ereignis   Rechnung   getragen.   Die   „Südlichste   Bar   der   Welt“   bietet natürlich auch Ukrainischen Wodka an! Wir   haben   unseren   südlichsten   Punkt   auf      65°15‘03‘‘   südliche   Breite und   64°13‘35‘‘   westliche   Länge   erreicht.   Ein   Höhepunkt   des   Tages war   die   Fahrt   mit   Zodiacs   zwischen   bizarr   gestalteten   Eisbergen   auf nahezu      spiegelglattem      Wasser      vor      Argentine      Island.      Wir beobachten      Krabbenfresser-Robben   faul   auf   Eisschollen   vor   sich hin     dösend,     Pelzrobben     im     Wasser     auf     Fischjagd,     einen Seeleoparden,   welcher   aber   schneller   abtauchte,   als   wir   ihn   sehen konnten.     Ein     romantischer     Sonnenuntergang     in     der    Antarktis verschönte   uns   den   letzten Abend   am   sechsten   Kontinent   bevor   wir wieder Kurs nordwärts einschlagen. Nochmals   queren   wir   die   berüchtigte   Drake   Passage.   Diesmal   ist sie   nicht   so   ruhig   und   gebärdet   sich   mit   Windstärke   6   und   durch   die lang   gezogene   Dünung   mit   einem   Wellengang   von   4   etwas   wilder. An   diesem   Tag   waren   nur   sehr   wenige   Passagiere   an   Deck.   Wir werden   jedoch   am   folgenden   Tag   mit   einem   Sonnentag   vor   Kap Hoorn      entschädigt.      Nach      erfolgter      Zollkontrolle      durch      die Chilenischen   Behörden   können   wir   an   Land   gehen   und   den Aufstieg zum     Kap     Hoorn     beginnen.     Der     weithin     sichtbare     bewohnte Leuchtturm   und   eine   kleine   Holzkapelle   laden   zu   einem   Besuch   ein. Das   Denkmal   auf   Kap   Hoorn   –   ein   Albatros,   symbolisch   für   die verunglückten    Seeleute    -    erinnert    daran,    dass    immer    noch    800 Schiffe auf Grund liegen: „Ich bin der Albatros, der am Ende der Welt auf Dich wartet. Ich bin die vergessene Seele der toten Seeleute, die Kap Hoorn ansteuerten von allen Meeren der Erde. Aber sie sind nicht gestorben im Toben der Wellen. Denn heute fliegen sie auf meinen Flügeln in die Ewigkeit.“ Sara Vial Wir   treffen   hier   auf   einen   überraschend   üppigen   Pflanzenwuchs.   Es sind dies vor allem diverse Fettlaubgewächse. Der   letzte   Tag   auf   See:   Es   liegt   noch   die   Passage   des   Beagle Kanals   vor   uns.   Zwischen   Gletschern   die   direkt   ins   Meer   münden   der   sogenannten   „Allee   der   Gletscher“,   –   die   Gletscher   tragen   die Namen   der   Mitglieder   der   französischen   Romanche-Expedition   des Jahres   1882   –   geht   es   wieder   Richtung   Ushuaia.   Wir   erreichen unseren    Ankerplatz    um    ca.    15.00    Uhr.    Der    Nachmittag    war ausgefüllt   mit   einem   Spaziergang   durch   die   Stadt,   außerdem   sollten wir die berühmten Antarktiskrabben verkosten. Zurück   an   Bord.   Koffer   packen,   Kapitän`s   Dinner,   vorschlafen   für den   langen   Transatlantikflug   nach   Düsseldorf. Am   nächsten   Morgen verlassen   wir   die   MS   Delphin   mit   vielen   schönen   Eindrücken   im Gepäck. Ein aufregendes Erlebnis ist zu Ende. Auf Wiedersehen in der Antarktis!
PS: Am   14.   Dezember   1911   hat   Ronald Amundsen   als   Erster   den   Südpol   erreicht.   Sein   Konkurrent   Robert   Falcon   Scott   wurde   - trotz Zeitvorsprung von einem Monat - nur Zweiter!